Respektvoll kommunizieren - Gehen Sie mit „Verschwörungstheorien“ angemessen um

Verhaltenscodex im Umgang mit „Verschwörungstheorien“

 Hiermit schlage ich Ihnen einige ausgewählte Grundsätze vor, an denen Sie sich orientieren können, um sachlich überzeugend in kontrovers geführten Diskussionen zu argumentieren und damit jeden Anschein zu vermeiden, dass es sich bei Ihren Aussagen um Verschwörungstheorien handeln könnte:

  • Beurteilen Sie Meinungs-/ Konfliktgegner differenziert, statt stereotype negative Zuschreibungen zu verwenden (nicht von vorneherein negative Absichten unterstellen, sondern beobachtbare Verhaltensweisen in konkreten Situationen mit den damit verbundenen positiven und negativen Auswirkungen ausgewogen beschreiben).
  • Räumen Sie auch die eigene Mitverantwortung an den beklagten Zuständen ein, statt einseitiger Schuldzuweisungen.
  • Führen Sie eine breite inhaltliche Abstimmung über die Hintergründe von Konflikten und den Einsatz notwendiger Maßnahmen, statt die Gemeinschaft/ Dritte über Feindbilder zu solidarischem Handeln zu bewegen.
  • Vermitteln Sie ein umfassendes Bild der relevanten Ursachen, das durch unabhängige Experten und wissenschaftliche Analysen repräsentativ gestützt wird, statt monokausaler Erlärungen.
  • Bewerten Sie auch alternative Meinungen auf ihren Wahrheitsgehalt und ihre Relevanz hin ergebnisoffen, statt Aussagen gegenüber Kritik abzuschotten (immunisieren) und als alternativlos autoritär durchzusetzen.
  • Beziehen Sie sich auf unabhängige Informationsquellen, die nicht im Verdacht stehen als „Tendenzbetriebe“ Partikularinteressen zu dienen, sondern ausgewogen und neutral berichten, statt unzulässiger Vereinfachungen und Verfälschungen von Tatsachen.
  • Unterziehen Sie die wahren Ursachen, die Korrelationen zugrunde liegen, einer genauen Prüfung, um Fehlurteile zu vermeiden, statt in Scheinkorrelationen fälschlicherweise kausale Beziehungen hineinzuinterpretieren, die als Nachweis für eigene Erfolge ausgegeben werden, oder die wahren Ursachen von Ereignissen durch Desinformationskampagnen bewusst zu verschweigen.
  • Prüfen Sie die Legalität der geplanten Maßnahmen und die Legitimität umfassend nach Verhältnismäßigkeit und Angemessenheit unter Einbindung aller relevanten Gruppen (Stakeholder), statt illegal und/ oder illegitim zu handeln.
  • Klären Sie über die Auswirkungen von Krisen sachlich unter Abwägung aller negativen und ggf. auch positiven Folgen auf, statt durch Dramatisierungen ein Klima der Angst zu erzeugen und Unsicherheit zu verstärken.
  • Bieten Sie einen offenen sachlichen Diskurs auf Augenhöhe auch mit gegnerischen Parteien an, statt Meinungsgegner mit Kampfbegriffen pauschal zu diffamieren und einen Dialog abzulehnen.
  • Machen Sie die Ursprünge, Hintergründe und Interessen transparent und gewähren Sie neutralen Dritten einen unverfälschten Einblick, statt die Hintergründe für die eigenen Positionen (konspirativ) im Vorborgenen zu halten.
  • Legen Sie die Quellen für die eigenen Positionen offen und seien Sie für alternative Argumente (und Experten) offen, statt die eigenen  Positionen dogmatisch als quasi unumstößliche Wahrheiten gegen Kritik zu immunisieren.
  • Beziehen Sie auch Argumente, die Ihren widersprechen, ein und bewerten Sie diese selbstkritisch, statt selektiv nur Aussagen, die den eigenen Positionen entsprechen, argumentativ aufzugreifen.
  • Verzichten Sie generell auf populistische Aussagen und geben Sie in einem offenen Dialog Meinungsgegnern Gelegenheit, Vorurteile zu entkräften, statt durch populistische Aussagen Krisen heraufzubeschwören.
  • Setzen Sie sich bewusst mit dem Begriff „Verschwörungstheorie“ auseinander, erklären Sie Ihr Begriffsverständnis, statt verschwörungstheoretische Aussagen unreflektiert in Kampagnen als diffamierenden Kampfbegriff zu verwenden.

© Prof.Dr.Merk

Quelle

Kontakt: merk@t-pu.de